1945 Ein schweres Beginnen. Der Export, der in der Blütezeit der Auslandsbeziehungen einmal über 90% der Produktion ausgemacht hatte, war völlig lahmgelegt. Die alten Verbindungen waren zerrissen. Deutschland war von der Welt gänzlich isoliert, zumal seine Wirtschaft völlig darnieder lag. So mußte sich Robert Schöttle auf dem deutschen Markt orientieren, mußte sich für die Zeit vorbereiten, in der es wieder möglich sein würde, zu produzieren, in der man wieder- wenn auch in bescheidenem Umfange - die für die Produktion notwendigen Voraussetzungen geschaffen hatte.

Aber bei diesem Warten und bei der Hoffnung auf bessere Zeiten blieb es nicht. Robert Schöttle nahm schon im Mai 1945 die Arbeit mit 150 getreuen Mitarbeitern und den Kampf gegen die Schwierigkeiten dieser Zeit auf. Er begann, in bescheidenem Umfange wieder eine Produktion aufzubauen. Electrostar war das erste Unternehmen in Reichenbach und eines der wenigen in weiter Umgebung, das zu einem so frühen Zeitpunkt nach Kriegsende wieder aktiv wurde. Mit Materialien und Einzelteilen, die über die schlechte Zeit des Krieges herübergerettet worden waren, entstanden so die ersten Staubsauger, Bohner, Wäscheschleudern, Heißlufttrockner in bescheidenen Stückzahlen.

Aber das Wichtigste war: in diesem Betrieb regte sich wieder das Leben und daraus erwuchs auch, nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Umwelt, für die Zulieferanten, mit denen die ersten Kontakte aufgenommen wurden, neue Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Weit mehr als die effektiven Auswirkungen des neuen Beginnens waren es die psychologischen, mit denen sich Electrostar durch diesen Neubeginn entscheidende Verdienste in der allerersten Phase des Wiederaufbaus einer darniederliegenden Wirtschaft erworben hat. Als besonders segensreich wirkte sich die Tätigkeit des Werks und seiner Mitarbeiter dadurch aus, daß die Erfahrungen im Bau von Gebläsen genützt wurden und ein Generatorgebläse entwickelt und produziert wurde, mit dem Electrostar dazu beitrug, die Motorisierung wieder in Gang zu bringen. Denn für die in diesen Mangeljahren ausschließlich mit Holzgas betriebenen Fahrzeuge :: Benzin gab es nicht - wurde dieses Gebläse dringend benötigt. Neben den Haushaltsgeräten, Industriegeräten, Schmiedefeuergebläsen, Schleif-und Polierböcken, Drehstrommotoren und Universal-Kleinmotoren war dieses Erzeugnis der bedeutendste Faktor der neu in Gang gekommenen Produktion.

Am 31.1.1945 wurde Susanne Schöttle, das erste Kind im Hause Hans Schöttle und das erste Enkelkind von Robert Schöttle, geboren.

1946 Aufbau eines leistungsfähigen Vertreternetzes. Herstellung der ersten systematischen Kontakte zum Handel. Inzwischen wurden auch auf konstruktiven Gebiet die Vorbereitungen für einen erfolgreichen Wettbewerb auf dem deutschen Markt getroffen. Alte Pläne, die im Krieg ihre Bedeutung verloren hatten und beiseite gelegt worden waren, wurden wieder hervorgeholt und auf ihre Brauchbarkeit überprüft. Das Lieblingsthema, Entwicklung einer für den Haushalt geeigneten Küchenmaschine, wurde von Robert Schöttle zusammen mit seinem Sohn Hans erneut diskutiert und unter Heranziehung der alten Pläne in die Tat umgesetzt.

Die schwere Zeit ließ es nicht zu, den Tag, an dem Electrostar 25 Jahre bestand, am 1. Oktober 1946, festlich zu begehen. Aber zu diesem Gedenktag erschien eine Schrift "Ein Vierteljahrhundert Electrostar", die den Weg Robert Schöttle's vom kleinen Schlosserlehrling bis in die jüngsten Tage aufzeichnete.

1947 Madeleine Schöttle, die 2. Tochter von Hans und Gertrud Schöttle, wird am 9.11.1947 geboren.

1948 Als 1948 die Währungsreform einen plötzlichen Wandel der Verhältnisse mit sich brachte, da war auch die erste deutsche Küchenmaschine für den Haushalt bereits fertig, allerdings nur in einem einzigen Musterexemplar, denn für die Produktion fehlten ja sämtliche Voraussetzungen: Es gab kein Material, es fehlten die notwendigen Maschinen.

Aber die Produktionspläne lagen bis in alle Einzelheiten fest. Als die ersten Lockerungen der Zwangsbewirtschaftung spürbar wurden, war Robert Schöttle unter den ersten, die alle Möglichkeiten ausnützten, um ihre Produktion wieder in Gang zu bringen. Und so kam es, daß schon wenige Monate nach dem Tage X die ersten Starmix-Geräte in den Schaufenstern auf-

1949 tauchten und gebührend bestaunt wurden.

1949 wurde der Starmix in der Wochenschau "Welt im Bild" Millionen Menschen vorgestellt. Die ersten Anzeichen einer aufblühenden und rasch gesundenden Wirtschaft wurden sichtbar - der Starmix gehörte mit zu diesen ersten Anzeichen.

Die Beteiligung an den Messen in Köln, Hannover und München vertieften die Beziehungen zum Handel. Eine Vertriebsorganisation, die sich ausschließlich mit dem Verkauf der Starmix auf Messen und Ausstellungen befasste, hatte maß- geblichen Anteil an der raschen Verbreitung der Küchenmaschine

1949/1955 in der Bundesrepublik. Der Starmix wurde populär. In den folgenden Jahren gab es kaum eine Messe, kaum eine Ausstellung, gleichgültig ob sie von internationaler, nationaler oder regionaler Bedeutung war, auf welcher der Starmix nicht eine Attraktion ersten Ranges war. Wo sich der Besucherstrom ballte, wußte man: Hier wird der Starmix vorgeführt. Aber das Publikum staunte nicht nur, es kaufte auch: Starmix-Geräte gingen weg wie warme Semmeln. Es gab Veranstaltungen, auf denen jeder 3. (!) Besucher einen Starmix mit nach Hause nahm!

Dieser große Starmix-Erfolg verlangte - nicht zuletzt auch aus Gründen der Rationalisierung des Vertriebs - eine immer stärkere Konzentration aller Kräfte für den Aufbau, die Entwicklung, die Propagierung und den Verkauf eines Programms qualitativ hochwertiger Hausgeräte. Und so wurden im Laufe der folgenden Jahre nach und nach diejenigen Erzeugnisse, die sich mit dieser Zielsetzung nicht vereinbaren ließen, ausgeschieden: Schmiedefeuergebläse, Schleif- und Polierböcke, Drehstrommotoren, Universal-Kleinmotoren.

1950 Auch der Export erfährt nach mühevollen Anfängen eine kräftige Belebung, wenn auch längst nicht mehr der Exportumfang der Vorkriegszeit erreicht wird. Bereits 1950 konnte Electrostar Handelsbeziehungen mit ~2 Exportländern melden: Ägypten, Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Dänemark, Ecuador, Finnland, Frankreich, Griechenland, Holland, Island, Italien, Libanon, Luxemburg, Mexiko, Norwegen, Österreich, Peru, Portugal, Portugiesisch- West- und Ostafrika, Schweden, Schweiz, Spanien, Südafrikanische Union, Syrien, Türkei, Uruguay, Venezuela, Vorderindien.

Im Hause Hans Schöttle wird, wenige Tage nach "Opa Schöttle's" Geburtstag, am 24.10.1950, ein Stammhalter, Hans Robert, geboren.

1951 Laufende Verbesserung des Starmix. Ausbau des Küchenmaschinen- Programms durch interessante und praktische Zusatzgeräte. Goldene Medaille für den Starmix auf der "Internationalen Kochkunst-Schau" in Frankfurt/Main.

1952 Die Sensation der Kölner Herbstmesse: Electrostar bringt den Starmix-Combi, die kombinierte Küchenmaschine mit Mixer und Rührwerk in einem Gerät vereinigt.

2 Goldmedaillen für Electrostar-Erzeugnisse, nämlich Starmix und Electrostar-Staubsauger, auf der Internationalen Messe in Luxemburg.

1953 Electrostar paßt sich durch seine Neuentwicklungen (in diesem Jahr war es auf dem Staubsauger-Gebiet) den wachsenden Ansprüchen des Verbrauchers an.

Die Tochter von Robert Schöttle, Helene Schöttle, verheiratet sich am 12.5.1953 mit Peter Kotthaus, der aus der nordbayerischen Textilindustrie kommt. Peter Kotthaus tritt als Verkaufsleiter in das Unternehmen ein und übernimmt einen Teil der großen Arbeitslast, die bisher auf dem Sohn Hans lastete.

1954 Geburt von Katrin Kotthaus am 28.3.1954

1955 Auf dem Gebiet der kombinierten Hausgeräte erzielt Electrostar riesige Erfolge. Hunderttausende von solchen Geräten gehen jetzt jährlich in die in- und ausländischen Haushaltungen.

Sabine Kotthaus wird am 6.6.1955 geboren.

1956 Electrostar weist neue Wege im Staubsaugerbau und zeigt auf der Kölner Frühjahrsmesse eine vielbeachtete Neuheit: den Starboy, eine geniale Kombination von Handstaubsauger, Bodenstaubsauger und Elektro-Saugbohner (Einscheiben-Bohner), die beim Handel mit Begeisterung aufgenommen wird.

1957 "Starmaster" und Starmaster ultra", zwei neue Bodenstaubsauger, werden auf der Deutschen Industriemesse Hannover erstmals präsentiert.

1958 Robert Schöttle feiert am 15. Oktober 1958 seinen 70. Geburtstag. Mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse durch Herrn Landrat Geist und die Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Reichenbach werden die großen Verdienste Robert Schöttles um den wirtschaftlichen Aufstieg im allgemeinen und die Förderung der Belange der Gemeinde Reichenbach im besonderen gewürdigt. Ein glanzvoller Tag im Leben dieses vitalen und tatkräftigen Mannes.

1959 Electrostar wartet auf der Kölner Frühjahrsmesse mit einer neuen Leistung auf, die die Führungsstellung dieses Werkes auf dem Gebiet der Entwicklung moderner Haushaltsküchenmaschinen erneut bestätigt, Ein neuer Starmix wird vorgestellt, eine Universalküchenmaschine modernster Prägung mit vielen Verbesserungen und. zu einem Preis, der das weitere Vordringen der elektrischen Küchenmaschine in den Haushaltungen wesentlich erleichtert.

5.5.1959 Eine weitere Freude ereilte die Famile, denn Christian Schöttle, zweiter Sohn von Hans Schöttle, erblickt das Licht der Welt.


Ein schwerer Schlag für das noch immer stetig wachsende und gedeihende Unternehmen: Kurz vor seinem 71. Geburtstag, am 3. Oktober 1959, beendet Robert Schöttle sein an Schicksalen so reiches Leben. Alle Geburtstagsvorbereitungen sind schon getroffen, aber ihm und seinen Angehörigen ist es nicht mehr vergönnt, diesen Ehrentag gemeinsam zu feiern.