ES WÄCHST DAS HAUS. ..

Der billige Volksstaubsauger brachte schlagartig eine derartige Belebung der Reichenbacher Werkstätten, daß bereits an eine Vergrößerung der Fertigungsräume gedacht werden mußte. Zum Glück bot das zum Anwesen gehörende Areal genügend Ausweichmöglichkeiten.

Gingen in den Jahren bis 1932 überall die Arbeitslosenziffern in erschreckende Höhe - Electrostar mußte immer weitere Kräfte einstellen, um den anfallenden Auftragseingang bewältigen zu können. Von 35 Köpfen im Jahre 1930 stieg die Belegschaft auf 75 Köpfe im Jahre 1932, dem Hauptjahr der allgemeinen Weltwirtschaftskrise. Bedarf es eines besseren Beweises, um die Bedeutung zu kennzeichnen, die sich Robert Schoettle und sein Werk erkämpft hatten?

Es war zudem nicht nur das Werk allein, das mit so gesteigerter Kapazität arbeitete; es waren mit ihm ein gutes Dutzend anderer Werke, die als Zulieferer für die in alle Welt hinausgehende Electrostarproduktion gleichermaßen profitierten. Der überwältigende Anteil der Staubsauger an der Gesamtproduktion gab dem Unternehmen unzweifelhaft das Gepräge. Dennoch ging die Herstellung der altbewährten Erzeugnisse aus der Stuttgarter Zeit weiter, wenn auch in verhältnismäßig kleinen Stückzahlen. Für die Druckluft- und Saugluftgebläse und die besonders bewährten Schmiedfeuergebläse, die Nähmaschinenmotoren und die Antriebsmotoren mit flexibler Welle war ein alter und treuer Kundenkreis vorhanden, dessen Bearbeitung keiner besonderen Verkaufsanstrengungen bedurfte.

Die Zeiten allerdings, wo Robert Schoettle als im Grunde vielleicht manch- mal zu gutmütig gewesener Geschäftsmann allen half, die von ihm Spezialmotoren und alle möglichen Apparateausführungen wünschten, gingen langsam zu Ende. Die Art des Geschäftsbetriebes, wie er sich nunmehr darbot, gestattete eine unwirtschaftliche Zersplitterung des Fertigungsablaufes nicht mehr.

Größte Beachtung wurde nach wie vor natürlich den Staubsaugern verwandten Geräten geschenkt. Zu dem 1926 als Neuheit herausgebrachten ersten Heißluft-Händetrockner, der sich als "Elektrisches Handtuch" seiner hygienischen Vorzüge wegen besonders in Hotels und Gaststätten bewährte, kam 1929 die Fabrikation von elektrischen Bohnern, die zwar gegenüber dem Staubsaugergeschäft nie eine überragende Rolle spielen konnte, 1931 stückzahlmäßig aber immerhin fast ein Viertel der Staubsaugerproduktion erreichte.

Recht gut ließ sich auch der Markt für das Electrostar-Küchengetriebe an, das 1927 zusammen mit dem umwälzenden ,,3 in einem“ - Gerät heraußgebracht wurde und das ab 1928 mit einem eigenen Flanschmotor ausgerüstet wurde. In seiner heutigen Ausführung stellt dieses Küchengetriebe ein hochwertiges Haushaltsgerät dar, das der Hausfrau viel Zeit und körperliche Arbeit erspart.