NEUER GEIST IM NEUEN HAUSE

Selten verlief ein Silvester-Abend im Leben Robert Schoettles so schön und besinnlich wie dieser erste Silvesterabend in Reichenbach. Die Familie, deren beide Buben Robert und Hans ein halbes Jahr vorher das langersehnte Schwesterlein erhielten, hatte eine neue Heimat gefunden. Die Mutter war beseligt ob des glücklichen Umstandes, Wohnung und Geschäft so nett beisammen zu haben, und der Vater fühlte sich unternehmungsfreudiger denn je zuvor. Sorgen um den Ausgang des schwebenden Patentprozesses wurden allmählich mit jedem Tag, um den er sich hinauszog - und er zog sich nun schon Monate und Jahre hinaus - weniger drückend.

Da von der in Stuttgart herangezogenen Belegschaft die wichtigsten Kräfte mit nach Reichenbach gingen und aus Reichenbach und den umliegenden Orten des Schurwaldes bald neue Arbeitskräfte zuflossen, stand der Firma nach den Wochen des Umbaues und der Einrichtung auf die Bedürfnisse des Betriebes bereits ein Arbeiterstamm zur Verfügung, auf den sich Robert Schoettle verlassen konnte. Die in Stuttgart für ihn seit Jahren tätig gewesenen und bewährten Reimarbeiterinnen waren ebenfalls bereit, weiter mitzuarbeiten.

Am 1. Mai 1929 war mit 30 Arbeitskräften bereits die höchste Zahl seit Bestehen der Firma erreicht. Seine Fähigkeit, handwerkliche Fertigkeiten und technisches Verständnis bei anderen zu wecken, stellte nicht nur sofort einen guten Kontakt mit 'den neuen Leuten her, sie sicherte ihm auch die in jedem Betrieb notwendige Autorität des Chefs.

Daß Robert Schoettle bei aller Strenge ein guter Lehrmeister war, bewiesen in all den Jahren seine Lehrlinge, von denen jeder später ein Meister wurde. Der nach Reichenbach mitgebrachte Auftragsbestand ließ die einmal angelaufenen Maschinen Dicht mehr zur Ruhe kommen. Dieser Zustand wurde in den folgenden Jahren zur Norm. "Electrostar" entwickelte sich auf der gesunden Grundlage seines guten Produktionsprogramms ganz automatisch und ganz stetig.

Der im Dezember 1929 vom Reichsgericht zu Gunsten Robert Schoettles entschiedene große Patentprozeß war ein Freudentag für Electrostar. Der Sieg von Leipzig war mehr als ein gewonnener Prozeß. Er war ein herrlicher Beweis, daß hinter Electrostar ein Mann stand, der es mit den Großen aufnahm und der sich vor den Großen Dicht zu fürchten brauchte! Wurde das Unternehmen in seiner technischen Entwicklung durch den sich Jahre hinziehenden großen Patentprozeß um Jahre zurückgeworfen, jetzt konnte es aufholen und jetzt holte es auf.