DER ERDBALL DAS ARBEITSFELD

Nach dieser Sturm- und Drangperiode der rein technischen Entwicklung ging Robert Schoettle mit Eifer an die Pflege und den Ausbau des schon in den Vorjahren mit gutem Erfolg betriebenen Exports. Mit seinem neuen Modell vermochte er ja der ganzen WeItkonkurrenz zu trotzen. War bisher sein Export vornehmlich nach den europäischen Ländern gegangen, so wollte er jetzt den Bogen weiterspannen und den ganzen Erdball zu seinem Arbeitsfeld machen. - Wie er das angriff?

Er schrieb kurzerhand direkt an die deutschen Botschaften in allen Ländern der Erde, in denen die Kultur so weit vorgeschritten war, daß man in jedem oder in den meisten Haushalten elektrischen Strom kannte und eine Steckdose hatte.

...daß er gute Staubsauger herstellen und im Ausland verkaufen möchte und daß er sich freuen würde, wenn ihm die deutsche Botschaft Interessenten nennen würde. ...

Das war der Inhalt seiner Briefe, die von Stuttgart in alle Welt hinaus- gingen.

Das Echo war überraschend gut. Aus aller Welt kamen Anfragen, die sofort mit Musterlieferungen beantwortet wurden. Der neue Electrostar- Typ gefiel und langsam aber sicher entwickelten sich Auslandsbeziehungen, die für das mit 5 Köpfen arbeitende und also immerhin verhältnismäßig kleine Unternehmen geradezu einzigartig waren.

Neben der Schweiz, Holland, Belgien, Schweden, England und der Tschechoslowakei war es in Europa vor allem Frankreich, das zu einem Hauptabnehmer wurde.

Im Überseegeschäft gingen neben den Frachtkisten nach dem Nahen Osten, Afrika und Indien die meisten Sendungen nach Australien und Neuseeland.

Dort saß ein tüchtiger Mann namens Krahwinkel, der nach dem ersten Weltkrieg als ausgedienter Offizier mit 5 Mark in der Tasche und viel Optimismus nach Australien auswanderte und dort in kurzer Zeit der Leiter einer beachtlichen Handelsgesellschaft wurde. Die Heirat mit der Tochter eines amtierenden australischen Ministers trug nicht unwesentlich dazu bei, daß dieser Mann in seinen geschäftlichen Unternehmungen Erfolg hatte. Als Vertreter für Electrostar-Staubsauger leistete er jedenfalls ausgezeichnete Arbeit, denn viele Haushalte in Australien und Neuseeland wurden von ihm mit Electrostar- Staubsaugern versorgt.

Der beachtliche Anstieg der Exportaufträge war nicht etwa ein glücklicher Zufall. Gewiß, andere deutsche Staubsaugerhersteller hatten die Bedeutung des Exportgeschäftes damals noch nicht erkannt und waren deshalb keine ernsthaften Konkurrenten auf diesem Gebiet; sie bearbeiteten hauptsächlich den längst nicht gesättigten deutschen Markt, während "Electrostar" über 90% seiner Produktion exportierte.

Der Erfolg im Export war und ist stets eine Frage der Güte und Preiswürdigkeit der zu exportierenden Ware. Die Güte der "Electrostar"-Geräte war aber nicht zu bestreiten und wurde von keinem Fabrikat des Weltmarktes übertroffen; im Preis konnte "Electrostar" stets mithalten.

Durch seinen persönlichen Kontakt mit den ausländischen Großabnehmern seiner Apparate, durch Besuche in allen für das Staubsaugergeschäft interessanten europäischen Ländern fühlte Robert Schoettle stets den Puls dieses Geschäftes. Er wußte um die Wünsche der Kundschaft in den verschiedenen Ländern und um die Marktlage. Durch eine gute und planmäßige Werbung unterstützte er seine Verkaufsbemühungen und schuf damit in wenigen Jahren für seine Marke Electrostar einen "Goodwill", der ein zwar nicht effektives, aber um so mehr ein ideelles Kapital von beachtlichem Ausmaß darstellte.