EXPORT IN LETZTEN ZÜGEN

Trotz den politischen Gewittern, die vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs über Deutschland und Europa tobten, kam der treue Louis Prunier aus Paris bis 1939 alljährlich in seinen Sommerferien nach Reichenbach. Und die ganze Familie kam mit ihm, der noch 1938 für runde 20000 RM Electrostar-Staubsauger in Frankreich verkaufte.

Auch Hermann Czirolnik, der die Electrostar-Interessen in der Tschechoslowakei vertrat, war oft zu Gast in Reichenbach. Er hatte eine interessante Laufbahn hinter sich, denn er war einstmals Europameister im Boxen der Halbschwergewichtsklasse gewesen und stand in fast allen Hauptstädten Europas im Ring.

1931 hatte er die Boxhandschuhe mit dem einträglichen Geschäft eines Electrostar-Staubsaugervertreters in Frag vertauscht und war dort so angesehen, daß Robert Schoettle es bei seinem zweiten Bummel mit ihm durch die schöne Prager Innenstadt vorzog, barhäuptig zu gehen. Er hätte nämlich alle 10 Meter den Hut ziehen müssen, weil sein Vertreter immer wieder gegrüßt wurde und offenbar ein stadtbekannter Mann war.

Herb war der Verlust des Holland-Geschäftes. Verhältnismäßig früh war es den Gebrüdern Regoord wie überhaupt dem holländischen Handel nicht mehr möglich, deutsche Waren zu kaufen.

Der glänzende Ruf jedoch, den Electrostar mit seinem Modell 5 in Holland hatte, veranlaßte die elektrotechnische Fabrik Waldorp, Im Haag, sich die Baurechte für die Electrostar-Staubsaugermotoren zu sichern. Seit 1936 baut Waldorp als Lizenznehmer die Electrostar- Motoren und verwendet sie für Staubsauger und allgemeine Antriebszwecke.

Auch der Schweizer Vertreter Seyffert hielt seinem Reichenbacher Hause die Treue, solange es ging. 1938 bestellte er noch für 35000 RM Staubsauger und Bohner und selbst im Kriege kamen laufend Schweizer Aufträge.

Daß Electrostar 1939 noch für beinahe 50000 RM exportierte, 1940 und 1941 für je ca. 13000 RM, 1942 und 1943 für 35000 bzw. 50000 RM, sagt mehr als Worte, wie fest die Exportverbindungen waren.

'Ton der gesamten deutschen Staubsauger-Ausfuhr gingen z. B. einmal nach Lettland 17%, nach der Schweiz 28% und nach Italien 57% auf das Reichenbacher Konto!