MEISTERLICHE BEWÄHRUNG

Fruchtbare Jahre waren es für ihn, diese militärisch und politisch für Deutschland so katastrophalen Jahre 1917-1921. Und der Meister hatte denselben Gewinn davon wie seine Firma, deren Spezialmaschinen für Verpackungszwecke wahre Wunderwerke der Mechanik waren. Robert Schoettle leitete in diesen Jahren neben der Werkzeugmacherei die gesamte Dreherei und die mechanischen Betriebsabteilungen.

Der Umgang mit seinen Arbeitern brachte ihm viele Freunde, die täglich spürten, daß der energische Mann. der ihnen jederzeit die verlangte Arbeit selbst meisterhaft ..vormachen" konnte. ihre Arbeit anerkannte. Müßiggänger freilich und schlampige Gesellen waren ihm nicht gut gesinnt. denn das Goethewort: ..Wir müssen alle schlechte Arbeit hassen wie die Sünde!" blieb ihm trotz oder gerade wegen seiner auch als Meister den Arbeiterstandpunkt niemals verlassenden sozialistischen Gesinnung stetes Leitmotiv. Morgens der erste und abends der letzte Mann im Betrieb. das war der Meister Schoettle! Und einmal eine Aufgabe angenommen, hieß für ihn, nicht locker lassen und treu seinem fanatischen Arbeitswillen. treu aber auch seinem Brotherrn zu dienen.

Weit wurde auf diesem verantwortungsvollen Posten sein Gesichtskreis; nicht nur in die Belange der rein mechanischen Arbeit auch in die fort- laufende Verbesserung und Vereinfachung der Fertigungsverfahren und selbst in die konstruktiven Fragen wuchs der Meister spielend hinein. Das betriebliche Rechnungswesen. Kalkulations- und Akkordsysteme, Arbeitsvorbereitung und Materialplanung wurden ihm in kurzer Zeit klare Begriffe, die er den gegebenen Notwendigkeiten entsprechend zu behandeln und zu formen wußte. Als ob es sich um sein eigenes Geschäft handle. so nahm er seine Pflichten wahr.

Apropos eigenes Geschäft! Wie dies in so unruhigen Zeiten, die ein eben verlorener Krieg zwangsläufig mit sich bringt, immer festzustellen ist, schossen um 1920 herum neue Firmen aller Art nur so aus dem Boden. Der Wunsch, selbständig zu werdeff und die Hoffnung, dadurch mehr Geld zu verdienen als in einer abhängigen Stellung ist ja durchaus gesund und gerade beim Schwaben besonders ausgeprägt. Wenn es auch nur wenigen gelingt, ihrer Selbständigkeit kraft überragendem Können und einem guten Blick für die gegebene wirtschaftliche Situation und die mögliche Entwicklung einen erfolgreichen Dauerzustand zu sichern, so gelingt es ihnen doch immerhin!