DAS EWIGE ZIEL: BESSER UND BILLIGER!

Jedes der Electrostar-Erzeugnisse hat eine eigene, oft recht abenteuerliche, mitunter absonderliche Geschichte. Und alle lassen sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen. ..zwar nicht ganz auf der Gebrauchszweck-, aber in jedem Fall auf der Fertigungsseite, und dieser Nenner heißt: Präzision plus Reihenbau.

Was Robert Schoettle heute alles herstellt, paßt recht schön in den Rahmen, den sich der Dreiunddreißigjährige zog, als er stolz und bescheiden sein erstes Firmenschild malte: "Schoettle & Link, Apparatebau" in dem unschönen Kellerloch in der Schwabstraße in Stuttgart, damals im Jahre 1921. Weil er es stets mit dem Fortschritt hielt und weil er als Praktiker alle Voraussetzungen mitbrachte, ergab sich zwangsläufig eine stete Verbesserung und Vervollkommnung seiner Erzeugnisse.

Aller Fortschritt weist stets auf die gleichen Ziele: besser und billiger. .. beide sind untrennbar miteinander verbunden. Besonders dankbare und eindrucksvolle Beispiele bieten da der Autobau oder die Radioindustrie, schon weil sich dem Gedächtnis die Wagen oder die Radioapparate von ehedem schärfer einprägten, als etwa Haushaltsmaschinen und weil durch die modische Vergänglichkeit der Karosserie und der Radiogehäuseformen der Unterschied zwischen einst und jetzt besonders kraß wirkt. Aber auch Robert Schoettle kann mit recht hübschen Beispielen aufwarten.

Vor einem Vierteljahrhundert zahlte man für einen Staubsauger normaler Größe und Bauart runde 1?0 Mark und für einen Nähmaschinenmotor, einen damals eben erst aufkommenden Luxus, mußte man gute RM 80.- anlegen. Vor dem 2. Weltkrieg aber war ein hochwertiger Electrostar- Staubsauger mit allem Zubehör schon für RM 60.- zu haben, ein Nähmaschinenantriebsaggregat kostete kaum mehr die Hälfte. ..und daß diese Sachen zwischen damals und heute erheblich an Leistung und Güte gewonnen haben, wird niemand bestreiten können.

Das Zusammenwirken von handwerklicher Praxis und ingenieurmäßigem Wissen, von Experimenten und Fertigung, von Kaufleuten und Kunden hat eine Entwicklung zuwege gebracht, an die damals auch ein Optimist wie Robert Schoettle kaum zu glauben gewagt hätte. Inzwischen sind wir ge- scheiter geworden. Wir haben aus den verrutschten Prognosen vergangener Zeiten wenigstens gelernt, daß die, die geglaubt wurden nicht eintrafen, und daß die die eintrafen, niemand geglaubt hatte. Wir wollen daher nichts prophezeien, wenn wir von der Zukunft sprechen ...höchstens: besser und billiger. ..das wird auf jeden Fall stimmen!

Die Electrostar-Begebenheiten, aufgestöbert bei einem Besuch in Reichenbach an der Fils bringen einem nicht nur die Erzeugnisse nahe, sondern auch den Mann und seine Mitarbeiter, die sie entwickelt hatten. Ungefähr weiß man nun, wie's dabei zugeht.

Die tüchtigen Formeln von dem einen Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration oder 5 Prozent Idee und 95 Prozent Durchführung, was waren sie anderes als ein Versuch, das Unanschauliche anschaulich zu fassen? Läßt sich ein Gedanke in Prozenten ausdrücken? Wechseln nicht die Umstände und Voraussetzungen von Fall zu Fall? Nun, immer wird die schöpferische Idee als zeugende Kraft aufgerufen werden, und immer kommt es darauf an, aus dieser Idee etwas Brauchbares zu machen... einen besseren Staubsauger oder eine Heißluftdusche, einen Hackklotz-Reiniger oder einen leistungsfähigen Elektromotor für Kühlschrank-Aggregate.

Also noch einmal und immer wieder: nicht nur eine Frage des Talents, des Könnens, des holden Glücks ist es, sondern irnnler eine Angelegenheit des Charakters. Als bei einem neuen Staubauger-Motor die Drahtbüschel aus der Kollektor-Krone brachen, beim Gebläse die Lager vorzeitig verschlissen, beim Bohnerbürsten- Antrieb das Getriebe zu viel Leistung fraß, und als es oft soweit war, daß die sturmerprobten Mitarbeiter verzagten und das böse Wort sprachen: "Es geht nicht" - mit jener müden Resignation, die alle Mittel erschöpft weiß, da war es stets Robert Schoettle. der nicht nachgab. der sich nicht geschlagen gab, der grob oder still wurde, je nach Lage der Dinge. ..und der so lange probierte, bis etwas erreicht war.

Ob er auf anderem Wege schneller ans Ziel gekommen wäre? Mit der Wissenschaft vielleicht ?

Das ist in Kürze nicht zu sagen. Immerhin fällt auf, daß bei dieser vielfältigen Erzeugnisentwicklung die Wissenschaft nicht handelnd aufgetreten ist. Diese kleinen und großen Gefechte der Erzeugnisentwicklung wurden vom Praktiker geschlagen. ..Von Robert Schoettle und seinen Meistern und Technikern als Angehörigen eines verfeinerten, zu hohen Graden aufgestiegenen Handwerks.

Es kann nicht behauptet ,..erden. daß man bei Electrostar für die Wissenschaft wenig übrig habe. Aber es scheint: so wenig ein Unternehmen wie Electrostar ohne angewandte Wissenschaft auszukommen vermag, über seinen Schatten kann es nicht springen. Und der Schatten von Electrostar hat die Kontur des schwäbischen Handwerks.

Als Handwerksbetrieb groß geworden, wuchs der Ruf des Hauses zwar durch die erfinderischen Ideen seines Gründers, mehr noch aber durch die Präzision und die Sauberkeit der Ausführung, die alle Arbeiten von Robert Schoettle auszeichnen. Vom Handwerklichen her hat Robert Schoettle auch sein besonderes Empfinden für den Werkstoff. Man sagt ja, daß die Schwaben allgemein in ihrem Arbeitsdrange auch dem Werkstoff näher stehen, als andere Leute. Es schmerzt sie, ein gutes Material unverständig und unrecht verwendet zu sehen, selbst unter für sie einigermaßen peinlichen Umständen, wie eine zwar unwissenschaftliche aber treffende Geschichte beweist :

Ging da ein Mann an einem Haus vorbei, auf dem die Dachdecker arbeiteten und wurde von einem herabsausenden Dachziegel getroffen. Der Dachziegel zersprang auf seinem Kopf. Was tat der Gute? Fiel er in Ohnmacht? Nahm er an den Dachdeckern blutige Rache? Keine Spur. Nach einem Augenblick der Überraschung hob er schlicht seinen Kopf und rief in die Höhe: " He - geht mer so mit dem teura Material um?!"

Robert Schoettle meint das Gleiche, wenn er in seinen Werkstätten, selten zwar, schlechte Arbeit entdeckt und von seinen Leuten groß angesehen wird, ,venn er sagt:

"Sie schaffen scheint's für Bamberger und nicht für Electrostar!" Bamberger war nämlich früher ein bekannter Alteisenhändler in Stuttgart, dem man Ausschußmaterial als Alteisen zu einem Bruchteil des Preises verkaufen konnte, den dieses Material in einem gut verarbeiteten Erzeugnis erbracht hätte. In seinen Erzeugnissen hat Robert Schoettle immer sorgfältig erprobte Werkstoffe verwendet, an deren individueller Verarbeitung und Veredelung ihm stets besonders gelegen war. Es ist nicht zuletzt die Sorgfalt in der Auswahl und Verarbeitung der bestgeeigneten Werkstoffe, die den Electrostar- Erzeugnissen jenes Qualitätsniveau gaben, das allein ihren Erfolg garantierte.

Von Qualität und Spitzenleistung zu reden, war bei Electrostar von jeher angebracht. ..Schon lange bevor .diese Worte durch allzu häufigen, bedenkenlosen Gebrauch zerkaut und entwertet wurden. Aber auch der gewichtige Inhalt verändert sich mit der Zeit. Bei wirklichen Spitzenleistungen versteht sich das beinahe von selbst. Es gehört zu den Lebensgesetzen der Technik, daß sie sich weiterentwickelt. Was sich vor 25 oder 10 Jahren als konstruktive Leistung sehen lassen konnte, vermag heute in vielen Fällen kaum noch mehr als eine bescheidene Rolle zu spielen. Das ist der Lauf der Welt - wenngleich manchen Spitzenleistungen ein längeres Leben beschieden ist als der Laie glaubt. So hat sich am Electrostar-Staubsauger der normalen Bauart, oder an der Heißluftdusche, oder am Electrostar-Schmiedfeuergebläse seit fast 2 Jahrzehnten nichts Wesentliches geändert. Die Grundbauart und die Außenform sind geblieben, lediglich in kleinen Details der Ausführung und in der Fertigung ist unablässig weitere Vervollkommnungsarbeit geleistet worden.

Immer wieder stößt man bei Electrostar auf eine erstaunliche Ähnlichkeit der technischen Handschrift. Sie ist, wie jede Handschrift eine Äußerung des Charakters, der in diesem Falle zu Robert Schoettle gehört.

Mit seinem gesunden Gefühl für die technisch richtige Form hat er den meisten seiner Erzeugnisse schon in der ersten Ausführung eine innere und äußere Gestalt gegeben. die über den Erstling hinaus jahrelang und in einigen Fällen bis auf den heutigen Tag bestehen konnte.